Exportfahrzeuge
Chancen und Risiken für Verkäufer
Der Verkauf von Fahrzeugen für den Exportmarkt ist heute ein bedeutender Baustein im Gebrauchtwagenmarkt
Der Verkauf von Fahrzeugen für den Exportmarkt ist heute ein bedeutender Baustein im Gebrauchtwagenmarkt: Fahrzeuge, die auf dem deutschen Inlandsmarkt kaum noch lukrativ sind (hoher Kilometerstand, Zustand, Alter, technische Mängel), können durch gezielte Export-Kanäle weiterverwertet werden. Gleichzeitig eröffnet sich für Verkäufer die Möglichkeit, noch Wert zu erzielen, statt das Fahrzeug ruhigzustellen oder verschrotten zu lassen.
Doch wie bei jedem Geschäft mit grenzüberschreitender Komponente gibt es sowohl große Chancen als auch erhebliche Risiken – insbesondere für private Verkäufer oder kleine Händler, die sich nicht ausreichend absichern. Im Folgenden beleuchten wir das Thema systematisch: zunächst die Markt- und Rahmenbedingungen, dann die konkreten Chancen, danach die Risiken sowie rechtliche und praktische Aspekte, und abschließend Handlungsempfehlungen.
1. Markt- und Rahmenbedingungen
Deutschland zählt zu den weltweit führenden Nationen im Automobil-Export. Laut der Verband der Automobilindustrie (VDA) erreichte der Pkw-Export im Jahr 2024 eine Größenordnung von 3.183.411 Einheiten, ein Anstieg gegenüber dem Vorjahr.
Auch das Statistisches Bundesamt (Destatis) nennt, dass Kraftfahrzeuge und -teile im Jahr 2024 mit einem Anteil von rund 17 % der deutschen Gesamtexporte das wichtigste Exportgut waren.
Darüber hinaus zeigt eine regionale Analyse, dass etwa im Bundesland Niedersachsen alleine Kraftfahrzeuge und -teile im Jahr 2024 im Wert von etwa 27,8 Mrd. Euro exportiert wurden (Industrie- und Handelskammer).
Zudem existiert mit dem International Transport Forum (ITF) eine Datenbank zum internationalen Handel gebrauchter Fahrzeuge („Used Vehicles Dashboard"), die zeigt: Gebrauchtwagen-Exporte verlaufen global, oft in Länder mit geringerer Neuwagenverfügbarkeit.
💡 Fazit: Der Export von Fahrzeugen – auch im Gebrauchtwagenbereich – ist keine Randerscheinung, sondern ein relevanter Markt. Für Verkäufer bedeutet das: Wer sein Fahrzeug nicht nur auf dem deutschen Markt betrachtet, kann zusätzliche Absatzmöglichkeiten erschließen.
2. Chancen für Verkäufer
2.1 Erschließung neuer Absatzmärkte
Ein großer Vorteil: Fahrzeuge, die auf dem deutschen Markt aufgrund hoher Laufleistung, technischer Auffälligkeiten oder geringerer Nachfrage wenig Wert erzielen, können im Ausland noch deutlich attraktiver sein. In Ländern mit geringer Neuwagenversorgung oder schwächerer Marktdurchdringung deutscher Marken besteht Nachfrage nach gebrauchten deutschen Fahrzeugen – insbesondere aufgrund Qualität und Markenimage.
2.2 Mehrwert gegenüber Inlandsverkauf
Anbieter, die exportieren, können oft bessere Konditionen anbieten als viele bundesweite Händler mit ausschließlich Inlandsfokus. Für Verkäufer heißt das: Ein Fahrzeug wird nicht zwingend zum niedrigsten deutschen Preis „verschenkt", sondern erreicht durch Export-Kanäle oft einen besseren Erlös.
2.3 Schnelle Abwicklung
Viele spezialisierte Exportdienstleister übernehmen das komplette Paket: Fahrzeugbewertung, Logistik, Abholung, Exportdokumente, Zoll-/Versandformalitäten – somit für den Verkäufer ein vergleichsweise geringer Aufwand. Diese Dienstleister bieten damit genau das, worauf viele private Verkäufer Wert legen: unkomplizierte Abwicklung.
2.4 Nachhaltigkeit und Wertschöpfung
Ein nicht zu vernachlässigender Aspekt ist die ökologische: Statt ein Fahrzeug stillzulegen oder verschrotten zu müssen, wird es weitergenutzt. Eine wissenschaftliche Untersuchung zeigt, dass durch Gebrauchtwagenexporte zwar Emissions- und Nutzungsprobleme entstehen können, aber sie tragen grundsätzlich zur Ressourcenschonung bei – wenn korrekt abgewickelt.
3. Risiken für Verkäufer
Trotz der Chancen existieren markante Risiken, die viele Verkäufer unterschätzen. Wer sie kennt, kann sie jedoch gezielt minimieren.
3.1 Rechtliche und regulatorische Hürden
Nicht jedes Fahrzeug ist ohne Weiteres exportfähig oder sinnvoll zu exportieren. Einige Staaten haben strikte Einfuhr- bzw. Zulassungsbedingungen für gebrauchte Fahrzeuge. Fahrzeuge mit Umweltmängeln oder bestimmten Emissionsklassen könnten dort nicht registriert werden.
Eine Studie zeigt etwa, dass exportierte gebrauchte Fahrzeuge oft höhere Emissionsmengen verursachen als vermutet – ein Hinweis darauf, dass Regulierungen in Empfängerländern unklar oder lax sein können. Zudem muss der Verkäufer sicherstellen, dass alle Ausfuhr-, Zoll- und Abmeldeformalitäten korrekt eingehalten werden – andernfalls drohen z. B. spätere Nachforderungen, Strafzahlungen oder Verantwortlichkeiten bleiben bestehen.
3.2 Zahlungs- und Vertragsrisiken
Ein häufiges Risiko: Zahlungsausfälle, Vorauszahlungsbetrug oder unsichere Vertragspartner. Insbesondere bei Exportgeschäften in Länder mit hohem politischen oder wirtschaftlichen Risiko können Verkäufer ohne richtigen Schutz im Nachteil sein. Ein Beispiel ist die staatliche Exportkreditversicherung („Hermesdeckung") für Exporte – ein Hinweis darauf, dass Exportgeschäfte generell erhöhter Absicherung bedürfen.
3.3 Transport- und Logistikkosten
Auch wenn das Fahrzeug im Verkaufserlös attraktiv erscheint, können Transportkosten, Verzollung, Registrierung im Empfängerland oder Rücktransporte bei Nichtzulassung den Gewinn schmälern. Der Verkäufer sollte sich vorher klar machen: Wer übernimmt die Logistik- und Ausfuhrkosten? Wer haftet bei Schäden im Transport? Wer die Halterung bis zur endgültigen Verwertung übernimmt?
3.4 Markt- und Image-Risiken
Gebrauchtwagen-Export kann mit Imagerisiken verbunden sein – etwa wenn Fahrzeuge in weniger regulierten Märkten eingesetzt werden und stark verschlissen sind oder Umweltstandards nicht erfüllen. Das kann Rückwirkungen haben, insbesondere wenn Marken- oder Händlername damit assoziiert wird. Zudem schwankt die Nachfrage nach Exportfahrzeugen stark – so zeigt etwa eine Analyse der European Commission, dass die EU-Außeneinfuhren von Pkw nach China zwischen 2002 und 2022 starke Schwankungen aufweisen.
3.5 Umwelt- und ethische Risiken
Der Export von gebrauchten Fahrzeugen in Länder mit niedriger Umwelt- oder Sicherheitsregulierung kann ethische Fragen aufwerfen: etwa wenn Fahrzeuge mit hohen Emissionen oder ohne ausreichende Sicherheit noch genutzt werden. Eine wissenschaftliche Untersuchung ergab, dass exportierte Fahrzeuge zumindest 13–53 % mehr Emissionen verursachen können als wenn sie im Ursprungsland verschrottet worden wären.
4. Praktische Ablauf- und Handlungsempfehlungen für Verkäufer
Um die Chancen zu nutzen und Risiken zu minimieren, sollten Verkäufer folgende Schritte beachten:
1️⃣ Präzise Fahrzeugdaten dokumentieren
Markieren Sie Marke, Modell, Erstzulassung, Kilometerstand, Zustand, aufgetretene Schäden, Anzahl Vorbesitzer, Wartungshistorie und Ausstattung. Transparenz erhöht die Glaubwürdigkeit.
2️⃣ Exportfähigkeit prüfen
Fragen Sie beim potenziellen Exportpartner nach: In welches Land wird exportiert? Welche Zulassungsvoraussetzungen gelten dort? Wer übernimmt Abmeldung in Deutschland, Transport, Zollformalitäten und Anmeldung im Zielland?
3️⃣ Zahlungssicherheit sicherstellen
Bestehen Sie auf sichere Zahlungsabwicklung vor Übergabe (z. B. Treuhand, Banküberweisung, Exportversicherung). Dokumentieren Sie alle Schritte vertraglich.
4️⃣ Vertrag und Dokumentation
Lassen Sie Kaufvertrag inkl. Exportbestimmungen aufsetzen. Vereinbaren Sie Übergabezeitpunkt, Abmeldung in Deutschland, Exportnummern, Kennzeichenmitgabe oder –übernahme. Fordern Sie Bestätigung zur Abmeldung oder Ausfuhr.
5️⃣ Transport & Übergabe
Klären Sie wer die Logistik übernimmt, wer das Risiko bis zur Ankunft trägt, und ob das Fahrzeug in betriebsbereitem Zustand übergeben wird. Halten Sie Übergabeprotokoll inklusive Zustand, Laufleistung und Anlieferungstag.
6️⃣ Nachkontrolle & Nachweis
Verlangen Sie eine Dokumentation, dass das Fahrzeug exportiert oder im Zielland zugelassen wurde (sofern möglich). Dies schützt vor späteren Haftungsansprüchen oder Problemen bei Nichtregistrierung.
5. Fallbeispiele und Besonderheiten
✅ Erfolgsfall
Ein deutscher Anbieter berichtete, dass viele Fahrzeuge mit hohem Kilometerstand („über 200.000 km") oder mit kleinen technischen Mängeln im Ausland noch als „deutsche Qualität" nachgefragt werden – ein typischer Exportfall.
⚠️ Problemfall
Allerdings gibt es auch Fälle, in denen Fahrzeuge zwar verkauft wurden, aber im Empfängerland nicht zugelassen werden konnten, was zu Rückgabe- oder Rücktransportrisiken führte.
💡 Digitalisierung
Digitalisierung und Online-Bewertung vereinfachen den Einstieg – doch gerade bei Exportgeschäften ist menschliche Kontrolle und Vertragssicherheit oft entscheidend.
6. Zusammenfassung & Fazit
Der Export von Fahrzeugen kann für Verkäufer eine attraktive Alternative zum Inlandsverkauf sein – insbesondere wenn das Fahrzeug in Deutschland wenig Marktpotenzial hat. Die Vorteile liegen in neuen Märkten, höheren Preisoptionen, geringen Aufwand durch Dienstleister und zusätzlicher Nachhaltigkeit.
Gleichzeitig sind aber erhebliche Risiken zu beachten: die regulatorische Vielfalt, Zahlungs- und Vertragsunsicherheiten, Transportkosten, Markt- und Umweltaspekte. Ein strukturierter Ablauf, transparente Dokumentation und professionelle Dienstleister sind daher entscheidend.
Wenn Sie Ihr Fahrzeug verkaufen möchten und dabei den Exportkanal in Betracht ziehen – dann setzen Sie auf erfahrene Partner mit nachgewiesener Exportlogistik, klaren Vertragsbedingungen und sicheren Zahlungsprozessen. So können Sie das Potenzial nutzen – und das Risiko minimieren.
📚 Quellen
- • Car exports – German Federal Statistical Office (Destatis)
- • International trade in cars – Eurostat (European Commission)
- • Export unverändert geprägt durch Autos – IHK Hannover
- • Export-risiken und Emissionsproblematik bei Gebrauchtwagenexporten – Newman et al. (arXiv)
- • Verband der Automobilindustrie (VDA)
- • International Transport Forum (ITF) – Used Vehicles Dashboard
- • Exportkreditversicherung (Hermesdeckung) – Wikipedia
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